Pfarrheim Weiler

Als eine der wenigen Gemeinden im Vorderland besitzt Weiler einen vollständigen und intakten und von Verkehr befreiten Ortskern bestehend aus Kirche mit Friedhof, Pfarrhaus, Gemeindeverwaltung mit Gemeindesaal, Volksschule mit Kindergarten sowie dem Arztgebäude und der Feuerwehr. Eben dieses Zentrum wird nach Süden um ein weiters Gebäude, dem Pfarrsaal erweitert. Das im Erdgeschoß des Pfarrhofs gelegene Pfarrsekretariat soll mit dem Pfarrsaal, Jugend- und Mehrzweckraum im Pfarrheim das pastorale Zentrum von Weiler bilden. Die unmittelbare Nachbarschaft des Pfarrsaals ist geprägt von der nach dem Heiligen Herzen Jesu geweihten Pfarrkirche – eine ehemalige Kapelle aus dem Jahre 1638 die 1875 nach Plänen des Architekten Friedrich von Schmidt durch den Baumeister Fidel Kröner erbaut worden ist – und einem Ensemble aus Holz-Gebäuden, den sogenannten Simma-Häusern im ‚Heimatstil‘ mit dem Pfarrhaus, dem Arzthaus und dem ‚Reiseggerhaus‘. Allesamt erbaut vom Zimmermeister Josef Simon Ebenhoch aus Klaus. Abgesehen von der ähnlichen Baustruktur der Gebäude fällt vor allem die Materialisierung der Fassade aus Holzschindeln auf.

Das neue Gebäudes des Pfarrsaals ist südlich vom Pfarrhaus vorgerückt an die Strasse platziert. Dabei liegt das Pfarrhaus leicht erhöht am bekiesten Vorplatz, eingefasst durch eine großzügige Sitzbank die die Besucher zum Verweilen einlädt und die Möglichkeit für Kommunikation und Austausch bietet. Das Vorrücken des schmalen und langen Baukörpers nach Westen verengt den Strassenraum und bildet eine Art Torsituation, die den Beginn des Dorfzentrums markiert und die Dorfmitte fasst. Der gemeinsame Platz wird öffentlich wahrgenommen widerspiegelt das dörfliche Leben, er fördert die Gemeinschaft und soll zur  Teilnahme am Angebot der Pfarre einladen. Ein in die zweite Bebauungsreihe gestaffelter Baukörper wird dabei von einem großzügig ausgeformten umlaufenden Band aus Holzschindeln gefasst. Eine Geste die als Symbol für die Gemeinschaft stehen soll und sich in der Materialisierung an den Simma-Häusern anlehnt. Jede dieser Schindeln steht für eine Person, nur Zusammen mit anderen bilden sie ein großes Ganzes. Die Fichtenschindeln werden durch andersfarbige bzw. vorvergraute Einzelschindeln im Rhythmus unterbrochen, sodaß eine ornamentartige und vergängliche Verzierung entsteht, welche die finanzielle Unterstützung der Pfarre durch die Bevölkerung sichtbar macht.

Das großteils in Holzbauweise errichtete Gebäude ist ca. zur Hälfte unterkellert. Dort befinden sich Nebenräume, Sanitäreinheiten und Lagerflächen die über einen Lift erreicht werden können. Im Erdgeschoss befindet sich im Westen der Pfarrsaal, der nach Süden und Norden belichtet ist und durch die großen Glasflächen eine Kommunikation nach aussen ermöglicht. Das zentrale Foyer mit der Küche dient als Dreh- und Angelpunkt für die Bewegungen im Gebäude.

Im Osten befinden sich die Räumlichkeiten für die Jugend sowie der naturnahe aus Magerwiesen und heimischen Pflanzen bestehende Garten der als Ausweichparkplatz verwendet werden kann. Eine kleine Baumgruppe mit Sitzgelegenheit bildet den Abschluss des Gartens, wo das Grundstück mit Blumen- und Sträuchern zur Grenze hin eingefasst ist. Über das innenliegende Treppenhaus mit Lift gelangt man schliesslich in das Obergeschoss, wo sich der Mehrzweckraum für die Chöre und den Musikschulunterricht, mit Blick nach Westen auf das extensiv begrünte Dach, befinden. Nach Osten bietet sich die Möglichkeit für eine Pausenfläche auf einer offenen Terrasse. Das barrierefreies WC im Erdgeschoss ist bei Pfarrveranstaltungen von aussen zugänglich.

Durch Verwendung von vorfabrizierten Elementen und Fertigteilen, speziell bei der Fassadengestaltung und bei der Dachkonstruktion aus Holz wird bei der Realisierung auf eine zeitsparende und kostenschonende Lösung gesetzt. Die Wahl der Materialisierung des Gebäudes erfolgt nach Kriterien der Langlebigkeit. Die Qualität der eingesetzten Materialien soll ein würdiges Altern des Gebäudes zulassen. Warme und optisch ‚weiche‘ Materialien stärken das Wohlbefinden der Personen im Gebäude. Für die konstruktive Bauteile, Fassadenverkleidungen und für den Innenausbau wurden zum hauptsächlich regionale Ressourcen genutzt. Einen Teil der notwendigen Energie wird durch die hauseigene PV-Anlage am Dach produziert.

Wettbewerb
2020
Bauherr
Römisch katholische Pfarrpfründe zum göttlichen Herzen Jesu in Weiler
Projektteam Pfarre
Kurt Ludescher, Werner Fritz, Gabi Ender, Michael Willam, Franz Blauensteiner
mit Begleitung von Herbert Bechtold (Diözese Feldkirch)
Projektteam Architektur
Matthias Eberle (Projektleitung), Sabine Tschofen, Michelangelo Zaffignani
Bauleitung
Thomas Marte
Fachplanungen
Statik, gbd Dornbirn
Elektro, Elmar Lins
Haustechnik, Enerplan
Infrastruktur, Breuss&Mähr
Professionisten
Wilhelm&Mayer, Mayer Holzbau GmbH, Dorfelektriker GmbH, Musik Paul, Dorf-Installationstechnik GmbH, Rene Bechtold GmbH, Vigl + Strolz GmbH, Entner Dach GmbH, Stein Lampert, Summer Metalltechnik, Eugen Summer Malerbetrieb, Lorenzi Schindelarbeiten, Tischlerei Elmar Dünser, Tischlerei Tiefenthaler GmbH, Stampfl GmbH, Frick Burtscher GmbH, Pretterhofer Gastro GmbH, Der-Staudengärtner Lothar Schmidt, Thomas Kühne, Thomas Bechtold
Möblierung
Reiter design
Fotografie
Jens Ellensohn
Nächstes Projekt

Apotheke Tosters

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